Der Hund ist über einen Zeitraum von mindestens 40 000 Jahren zum treuen vierbeinigen Gefährten und Arbeitskollegen des Menschen geworden. Durch Domestikation und schließlich gezielte Zucht hat sich der Hund so weit verändert, dass die Verwandtschaft zum Wolf kaum noch zu erkennen ist: Die Gebisse haben sich verändert, die Größe, das Haut- und Fellwachstum sowieso, vor allem die Energiebedürfnisse sind vollkommen anders als die des Wolfes. Der Wolf legt in freier Wildbahn täglich bis zu 50 Kilometer oder mehr zurück, während der Spaziergang des Familienhundes nur selten weiter als sieben, acht Kilometer reicht. Der Wolf geht in einer großen Gruppe jagen und frisst dann vom erlegten Tier so viel, wie er schafft – ca. 3 bis 4 Kilo! –, während der Hund ähnlich wie der Fuchs jagt: Alleine, wobei mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt konsumiert. Bei einer Futtermenge von 3–4 kg würde der Hund beim nächsten Gang um den Block eine Magendrehung bekommen.
Domestikation ist ein tiefgreifender, genetisch verändernder Prozess. Nicht nur, dass es keine einzigen der Wolfsarten mehr gibt, die ursprünglich domestiziert wurden. Auf dem Weg vom Wolf zum Hund hat sich sehr vieles verändert, das genetisch angelegte Aggressionsverhalten, sogar die Möglichkeit unterschiedlicher Gesichtsausdrücke hat sich im Laufe der Domestikation gewandelt: Der Wolf verfügt über etwa 38 verschiedene Gesichtsausdrücke, der Hund über fünf.
Der Hund ist noch immer entfernt verwandt mit dem Wolf, aber mittlerweile sind die beiden organisch so unterschiedlich, dass man sie nicht mehr im Sinne der „gleichen Art“ miteinander vergleichen sollte.
Auch der Verdauungsmechanismus ist mittlerweile nicht mehr der gleiche – nicht einmal die Länge des Darms lässt sich vergleichen, denn die variiert in der Verhältnismäßigkeit bereits zwischen großen und kleinen Hunden.
Eine Evolutions-Studie von der Universität in Uppsala in Schweden belegt, dass Hunde und ihre Ernährungsweise sich gleichzeitig mit der des Menschen evolutionär entwickelt und verändert haben. Das ist kein Wunder, denn der Hund lebt seit Jahrtausenden eng mit Bauern zusammen, bei denen vornehmlich Getreide und Stärke auf dem Speiseplan standen – Fleisch war ein wertvolles Gut, das nicht den Hunden zum Fraß vorgeworfen wurde: Sogar aus Schweinefüßen wurde Suppe gekocht. Fleisch war noch nie so billig zu haben wie heute in Zeiten der Massentierhaltung.
Der Hund hat sich im Laufe der Evolution bestens an die Ernährung des Menschen angepasst. Die Forscher fanden heraus, dass Hunde Kohlenhydrate und pflanzliche Nahrung deutlich besser verdauen können als der Wolf. Beim Hund wurden 30 Kopien des Gens entdeckt, das die Aufspaltung von Stärke im Verdauungstrakt beginnt, während Wölfe dagegen nur über zwei dieser Gene verfügen. Eine bestimmte Variante jenes Gens, das für den weiteren Abbau der Stärke notwendig ist, fanden die Wissenschaftler sogar ausschließlich bei Hunden.
Ein Wolf würde auf Dauer bei einer Ernährung mit einem Anteil von z.B. 50% Fleisch & 50% Kohlehydrate nicht überleben können. Der Hund ist – anders als der Wolf – keineswegs in erster Linie ein Fleischfresser. Das bedeutet keinesfalls, dass man seinem Hund ab heute nur noch Reisbrei zu fressen geben darf. Es heißt aber, dass zu einer ausgewogenen, hochwertigen Ernährung des Hundes eine maßvolle Energieversorgung mit weniger Fett und mehr Eiweißgehalt gehört und ein ausgewogenes Verhältnis von Fleisch, Getreide und Gemüse.